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Tag der Befreiung vom Faschismus 2016

Seit über zwanzig Jahren versammeln sich Bürgerinnen und Bürger Ilmenaus an diesem schicksalhaften Tag an diesem Ort. Sie stehen hier, eines Tages zu gedenken, der wie kein anderer aus der Geschichte herausragt. Doch heute ist unsere Versammlung auch ein wenig anders, wurde doch der 8. Mai, der Tag der Befreiung Deutschlands vom der unmenschlichen Diktatur des Hitlerfaschismus zum offiziellen Thüringer Gedenktag erhoben. Wozu fragen die einen, nein protestieren die Anderen. Tage des Gedenkens sind gleichsam Denkmäler der Zeit, sie sollen über die Erinnerung an Geschehenes dessen Bedeutung für die Gegenwart zeigen. Millionenfacher Tod, millionenfaches Leid der Überlebenden dieser Weltkatastrophe, sind Grund und Auftrag, diesen Tag wieder und wieder in unserm Gedächtnis aufzurufen.

Die Trauer der Mütter und Kinder, der Schmerz und Gram in ihren Herzen, dies alles lässt sich nicht ungeschehen machen. Vergangenes kann man nicht zurücknehmen, aber man kann aus ihm lernen. Aus der tiefsten Schande unseres Landes entspringt der Wille eine Zukunft zu schaffen, in der Unrecht und Gewalt, Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit niemals wieder eine Chance bekommen. An den entsetzlichen Krieg zu erinnern, die die Verbrechen und den Völkermord der Faschisten nicht zu vergessen, dies ist die politische und moralische Verpflichtung der deutschen Nachgeborenen. Und wer ihn wieder nutzt diesen Tag, sein politisch Süppchen zu kochen, wer ihn nutzt um die einen gegen die anderen auszuspielen, der hat nichts gelernt aus der Geschichte, die uns vor allem lehrte, dass die Gutwilligen zusammenfinden müssen, um dem grauenvollem zu trotzen. Der Sieg über den Hitlerfaschismus war nur möglich, weil Menschen unterschiedlichster Weltanschauung und politischer Sicht, weil Staaten unterschiedlichster Ordnungen der Drohung eines Terrorregimes die gemeinsame Kraft entgegensetzten. Niemand, weder Linke, noch Kommunisten, weder Sozialdemokraten, noch Christen, weder jeder andere Aufrechte konnten allein erfolgreich sein. Der Sieg über ein System, das vor keinem Verbrechen zurückschreckte ist die Leistung aller Verbündeten in der Antihitlerkoalition. Nur durch die gemeinsame Anstrengung konnte die menschliche Zivilisation gerettet werden. So wie die Landung der Alliierten in der Normandie am D-Day zur Befreiung Europas maßgeblich beitrug, so wurde die Befreiung  vor Stalingrad, im Kursker Bogen, vor Moskau und Leningrad mit dem Blut der Völker der Sowjetunion vorbereitet. Ob sie in diesem oder jenem System lebten, das macht den Opfermut der Soldaten nicht größer oder kleiner und die Tränen der Mütter sind allemal gleich bitter. Allen, die an den Fronten innen wie außen kämpften gebührt unser Respekt und Dank. Das Bild dieses Tages ist das der brüderlichen Umarmung von GI und Rotarmisten. Und so lautet die wichtigste Lehre, große Bedrohung braucht große Gegenkraft. Wer aber in kurzer Sicht nur die einen bedenkt, irrt, egal von welchem politischen Hügel er herabschaut. Dieser Tag ist nicht geeignet, „nie wieder Deutschland“ zu brüllen, er ist nicht geeignet zu glauben, man müsse die Leistung der amerikanischen und britischen Truppen, oder die der Rotarmisten herausstellen, die Zahl der Opfer gegenrechnen. Er ist auch nicht geeignet über Freiheit und Unfreiheit in den folgenden Jahren zu fabulieren. Er soll uns nicht verführen über verordneten Antifaschismus in der DDR zu sprechen, haben doch die dort Regierenden am eigenen Leibe die Qualen des Faschismus erfahren, er soll auch nicht dazu führen die ehrlichen Absichten der Menschen in der BRD den Faschismus auszumerzen herabzusetzen. Dieser Tag soll dem Gedenken der Menschen  dienen, die ihr Leben für unsere Freiheit gaben und er soll   unsere Dankbarkeit ausdrücken, den Menschen und Völkern gegenüber, die uns befreit haben.    Aber der Blick auf jenen historischen Tag kann nicht in einer Rückschau enden, er muss das hier und heute einschließen und vorsorglich sich nach vorn richten. Extremismus, rechten, wie linken, Nationalismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit sind wieder in Deutschland angekommen, oder waren nie wirklich verschwunden. Dies zeigt sich an den Zahlen derer, die sich um manchen Redner der AfD sammeln und um die Tribüne der Pegida scharren. Es sind keine Patrioten, die dieses Wort herausschreien und es für sich beanspruchen. Es sind die, behaupten, die Flüchtlinge hätten ja noch ihre Heimat, die Deutschen aber würden sie verlieren. Ganz klein ist der Graben, der solche Worte von schlimmeren trennt vor 90 Jahren gesprochen, und der Sprung wird geübt, in Dresden in Erfurt und anderswo. Es sind solche Worte, die Gift sprühen und den Brand in den Hirnen stiften, die dann Feuer auf Flüchtlingsheime werfen. Der 8. Mai 1945 kann nicht getrennt werden vom 29. Januar 1933 und den Tagen davor und den Jahren danach. Deshalb gilt es die zu bremsen, die mit den alten Sprüchen das bereiten können, was schon einmal Welt in Unglück stürzte. Und nur unser Wissen um die Opfer, die so etwas kostet und unsere Erfahrung der gemeinsamen Kraft können wir diesem unseligen Tun entgegen stellen. Lasst uns diese Kraft finden, das ist die Botschaft des Gedenktages, dafür seid ihr gekommen und dafür danke ich Euch.

Karl-Heinz Mitzschke

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