START

Kranzniederlegung anlässlich des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion

Sehr geehrter Herr Vizekonsul,

verehrte Anwesende,

liebe Freundinnen und Freunde

ich bin vom Veranstalter gebeten wurden, einige Worte auf dieser Veranstaltung zu sagen und ich bedanke mich dafür. Voller Respekt und Ehrerbietung stehe ich vor Ihnen, an einen Tag zu erinnern, der lange zurückliegt, ein Menschenleben fast, aber nie aus unserem Gedenken schwinden darf. Millionenfacher Tod, millionenfaches Leid liegen in ihm begründet und sind Grund und Auftrag, diesen Tag wieder und wieder in unserem Gedächtnis aufzurufen.

Dieser 22. Juli, an dem vor 76 Jahren um 4:00 Uhr morgens 121 deutsche  Divisionen zwischen Ostsee und Schwarzem Meer einer wilden Bestie gleich über die UdSSR herfielen, dieser Tag, der den Beginn eines nie vorher gekannten  Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion sah, dieser Tag an dem von SS-Einsatzgruppen damit begonnen wurde systematisch in den eroberten Gebieten Kommunisten, Juden, Sinti und Roma zu morden, dieser leidbeladenen Tag, der erste in einer endlos scheinenden Kette, dieser Tag muss in uns bewahrt bleiben.

Die unmittelbar nach dem Überfall gefangenen Rotarmisten ließ die deutsche Wehrmacht buchstäblich verhungern. Über 300.000 Soldaten. Aber es ging nicht nur um diese. Fast spräche man von blindem Wüten der SS und Wehrmacht unter den Zivilisten. Aber es war nicht blind, es war berechnend, es war eiskalt, es war Kalkül, Menschen in Massen zu erschießen. Eine halbe Million. Babi Jar, Ponar, der Blagovshchina-Wald, die Namen dieser Orte machen uns erschauern. Es war das Ziel dieses Krieges ein Volk auszulöschen-

vor Leningrad, das man blockierte und in dem mehr als eine Million Menschen verhungerten, in den Tausenden entvölkerten  Dörfern und Städten in der Ukraine, in Belorussland und in Russland, überall.

Beinahe jede Familie in hat ihre eigene Geschichte voll schrecklichen Leides, das die Deutschen über sie gebracht haben.

Am Ende ließen 27 Millionen sowjetischer Menschen ihr Leben, ihr Blut und ihre Tränen tränkten ihre Heimaterde.

Die Trauer der Mütter und Kinder, der Schmerz und Gram in ihren Herzen, dies alles lässt sich nicht ungeschehen machen. Vergangenes kann man nicht zurücknehmen, aber man muss aus ihm lernen auch, indem man erinnert.

Am 27. Januar gedenken wir der Opfer des Nationalsozialismus, und stellen, ohne andere zu vergessen, den beispiellosen Holocaust, die Ermordung von 6 Millionen Juden in den Focus unseres Mahnens. Aber wir wissen, Leid bleibt Leid und lässt sich nicht aufwiegen. Die Tränen der jüdischen Mütter sind gleich bitter wie die der polnischen, französischen, englischen und amerikanischen.

Aber auch die russischen, ukrainischen, belorussischen Mütter, Schwestern, Kinder haben geweint! Allein das Leben von 3,5 Millionen Rotarmisten wurde in den Todeslagern ausgelöscht.

Auch daran müssen wir erinnern!

Dies soll dieser Tag!

Wir gedenken in diesem Jahr des tschechischen  Ortes Lidice, der 1942 von den Deutschen dem Boden gleich gemacht wurde.

Wo sind die Mahner, die die Namen der  629 Dörfer, die allein in Weißrussland von der SS auf dieselbe Art ausgelöscht wordennennen, um an sie in unser Gedächtnis zu rufen?

Dies soll dieser Tag!

Als sich der 22. Juni zum 75.mal jährte, lud die CDU Fraktion in Berlin zum Sommerfest. Wir unterstellen keine Böswilligkeit, aber wir unterstellen unserer Gesellschaft Gedankenlosigkeit,

Gedenkenlosigkeit.

Wer diesen Tag im Bundestagkalender 2017, in dem Gedenk- und Feiertagetage fein aufgereiht zu finden sind sucht, denn wir Deutschen sind ja stolz auf unsere Erinnerungskultur, wer in diesem Kalender den 22. Juni sucht, wird ihn nicht finden. Aber der Tag der Befreiung, der 8. Mai fand auch keinen Eingang, wir lesen dort Weltrotkreuztag.

Wie fühlen sich die Familien, die Söhne, Väter, Kinder, Töchter und Mütter opferten, wenn bis 2012 eine Kaserne der Bundeswehr nach dem General der Gebirgstruppe, Rudolf Konrad, benannt war? Einem Mann, der bei der Partisanenbekämpfung auf der Krim ganze Ortschaften zerstören ließ. Warum gibt es in der Bundesrepublik noch Kasernen, die den Namen des Generals Rommel tragen?

Wie nennen wir dies? Gedankenlosigkeit?

Was soll man dazu sagen, dass die Antwort eines Bundestagsmitglied einer christlichen Partei- Thomas Strobl auf die Forderung nach Entschädigung für sowjetischen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs lautet: „Eine Entschädigung sowjetischer Kriegsgefangener kommt für uns überhaupt nicht in Betracht“, „Putin würde sich doch ins Fäustchen lachen, wenn wir jetzt entschädigen.“

Vergessen wir, dass die Völker der ehemaligen Sowjetunion uns trotz ihres Leides die Hände reichten? Vergessen wir, dass ihr besonnenes, verständnisvolles  Verhalten 1989 einen Konflikt in Mitteleuropa verhinderte?

Nein, dieser Tag und dieses Geschehen sind nicht dazu da, ein politisch Lied zu singen.

Es geht nicht um Staaten es geht nicht um hohe Politik es geht um die Menschen und um Menschlichkeit.

Dieser Tag sollte nur die Versöhnung sehen.

Dieser Tag,  der 22. Juni, der im Morgengrauen den Beginn des bisher größten und grausamsten Vernichtungs-kriegs der Menschheitsgeschichte in sich trug, ist nicht nur ein Tag des Gedenkens in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, es ist ein Tag der Weltgeschichte.

Und es ist ein Tag des Dankes. Spasibo!

 

Karl-Heinz Mitzschke

Termine

Letzter Monat April 2024 Nächster Monat
Mo Di Mi Do Fr Sa So
week 14 1 2 3 4 5 6 7
week 15 8 9 10 11 12 13 14
week 16 15 16 17 18 19 20 21
week 17 22 23 24 25 26 27 28
week 18 29 30

Nächste Termine

01. Mai;
10:00 - 16:00 Uhr
Maifeier auf dem Sportplatz Langewiesen

Cuba Sí

Einige unserer Mitglieder in Ilmenau sind aktiv bei Cuba Sí, einer Arbeitsgemeinschaft in der Partei DIE LINKE., die sich um Solidarität und Austausch mit Kuba kümmert.